11.06.2009

Straß: Alte Motorspritze Restauriert

Bild: SWP
Alte Motorspritze als Blickfang Straßer Feuerwehrmann Florian Bidell restaurierte technische Rarität Eineinhalb Jahre lang restaurierte der Feuerwehrmann Florian Bidell eine Motorspritze aus dem Jahr 1927. Nur zwei Exemplare sind in Deutschland davon bekannt, eine steht jetzt im Feuerwehrhaus in Straß. MIRANDA TIEPERMANN Feuerwehrmann Florian Bidell (rechts), der fleißige Restaurator, und Hans-Peter Uebelmann, der Finder des Schatzes, haben viel Freude mit der Motorspritze "Lilliput", die jetzt das Straßer Feuerwehrhaus ziert. Foto: Miranda Tiepermann Straß Das Technikmuseum in Sinsheim bekundete Interesse, und auch die Ulmer Oldtimerfreunde von Magirus Iveco hätten sie gerne in ihrem Besitz, die Kleinmotorspritze "Lilliput 2/27". Was die Freiwillige Feuerwehr Straß jetzt in ihrem Feuerwehrhaus stehen hat, ist eine echte Rarität aus dem Jahr 1927. Die tragbare Kleinmotorspritze war die erste, die vom Fahrzeughersteller Magirus in Ulm mit Griffen ausgestattet wurde. Damit konnten die Feuerwehrleute vor gut 80 Jahren erstmals eine Motorspritze von einem Anhänger abnehmen und zu jedem Einsatzort tragen. Die Nummer "2/27" steht für die zweite Pumpe, die 1927 gebaut wurde. Wohl nur zwei Exemplare von damals sind heute noch in Deutschland erhalten. Ein Exemplar strahlt seit kurzem wieder "wie neu", dank Feuerwehrmann Florian Bidell. Der Straßer hat sie in rund 1000 Stunden Arbeit restauriert. Nicht ganz zufällig war sie bei dem Verfahrensmechaniker gelandet. Der 28-Jährige bastelt seit Jahren hobbymäßig an alten Motoren herum. Nachdem er sich mit der Technik vertraut gemacht hatte, begann er den Oldtimer zu zerlegen. Die Motorspritze bestand aus mehreren hundert Einzelteilen, alle aus Bronze, Messing und Kupfer gefertigt. Das Herzstück war ein seltener "2-Zylinder-4-Takt-Boxermotor" der Firma Breuer. In den letzten 18 Monaten verbrachte Bidell jede freie Minute in seiner Garage. Jedes Teil wurde gereinigt, lackiert und Stück für Stück wieder zusammengebaut. Brauchte er einen zweiten Mann, half sein Vater Alfred. Um die Restaurierung der 160 Kilo schweren Maschine detailgetreu zu realisieren, stand er in Kontakt mit den Ulmer Oldtimerfreunden. So konnte er mit ihrer Hilfe beispielsweise den originalen Silberfarbton ermitteln. Unterstützt wurde der Hobbyrestaurator auch vom Besitzer der Spritze. Der Straßer Hans-Peter Uebelmann hatte sie 1998 beim Besuch einer Forellenzuchtanlage in Oberfranken zufällig im Gebüsch entdeckt. Dort wurde die Pumpe nur noch zum Ausspritzen der Forellenweiher hervorgeholt. Oldtimerfreund Uebelmann, der alte Traktoren sammelt, erkannte auf einen Blick das Alter und kaufte sie dem Forellenzüchter ab. Offene Ventilstößel und ein seltener Boxermotor waren für ihn klare Hinweise auf ein Baujahr vor 1940. Genaue Erkundigungen zu Hause ergaben, dass er mit der "Lilliput 2/27" gar einen kleinen Schatz entdeckt hatte. "Der Fund ging bei Oldtimerfreunden wie ein Lauffeuer durch ganz Deutschland." Sogar ein Fachbuchautor aus Ostfriesland interessierte sich für die tragbare Motorspritze. Uebelmann wollte sie aber am Ort behalten, deshalb überließ er die Rarität der örtlichen Wehr als Dauerleihgabe. "Die Straßer Feuerwehr kann sich wirklich glücklich schätzen", findet Uebelmann - und das tut sie auch. Bei der diesjährigen Hauptversammlung wurde das "Schmuckstückle", wie der erste Kommandant Peter März sie liebevoll bezeichnete, feierlich enthüllt. Damit gibt es für Oldtimerfreunde jetzt einen zweiten Blickfang im Feuerwehrhaus. Eine ungarische Feuerwehrpumpe aus dem Jahre 1880 steht bereits im Eck.
Mit freundlicher Genehmigung der
Südwest-Presse
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