06.06.2009

Illerberg-Thal: Übung Höhenrettung

Wenn Abseilen einzige Rettungsmöglichkeit bleibt Von Ursula Katharina Balken Vöhringen Nicole Walter schwebt zwischen Himmel und Erde. Fünf Meter Höhenunterschied müssen überwunden werden, vom Gehsteig an der Straße bis hinunter vor den Eingangsbereich der Illerberger Mehrzweckhalle. Ganz schön mutig für die 20-jährige Feuerwehrfrau. Sie nimmt an einem ganz besonderen Training teil, das der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Georg Thalhofer so beschreibt: Sich aus einem brennenden Haus über die Außenmauern zu retten und mithilfe einer Absturzsicherung verletzte Personen aus der Höhe sicher zur Erde bringen. „Während des schneereichen Winters 2005/2006 mussten insbesondere im Allgäu und bayerischen Oberland zahlreiche einsturzgefährdete Hausdächer von ihrer Schneelast befreit werden. Es gab zum Teil schwere Unfälle bei den Rettungskräften, da den Feuerwehren nur einfache Mittel zur Absturzsicherung zur Verfügung standen“, sagt Thalhofer. Aus diesen Erfahrungen habe man gelernt. Es wurde ein Gerätesatz entwickelt, der sich auf die Ausrüstung der Sport- und Industriekletterei stützt. „So werden die Anschaffungskosten niedrig gehalten“, sagt Thalhofer. Die Illerberg-Thaler Wehr ist die Einzige im Stadtgebiet, die neben der Werkfeuerwehr von Wieland, jetzt mit diesem Absicherungssatz ausgerüstet wurde. Zum Auftakt Knoten binden Doch zunächst eigneten sich Kommandant Georg Thalhofer und Gruppenführer Philip Mayer das Know-how an, mit der Ausrüstung umzugehen. Dafür nahm Thalhofer an Seminaren teil. Vor wenigen Tagen sollten das Wissen und die Handhabung nun praktisch geübt werden. Der Ausbildungstag begann in der Fahrzeughalle der Feuerwehr in Illerberg. Vorgestellt wurden verschiedene Seilarten, vor allem aber eine Schleifkorbtrage. Darin kann ein Verletzter aus der Höhe sicher zur Erde gebracht werden. Geübt wurden das Binden von Achterknoten, Einbinde-Knoten, Sackstich und Halbmastwurf-Bremsknoten sowie das Befestigen von Seilen am Schleifkorb. Nach der Theorie kam die Praxis. Dazu begaben sich die Feuerwehrleute zum Aussiedlerhof Amann. „Die Siloanlage dort stellt eine optimale Trainingsgelegenheit dar“, erläutert Georg Thalhofer. An einem Krangestell wurde der senkrechte „Vorstieg“ in eine Höhe von rund zwölf Metern mit der notwendigen Sicherung geprobt. Das Wichtigste dabei: Eine verunfallte Person vom Dach nach unten zu bringen. Aufgebaut wurde aus einem 60 Meter langen Seil, Umlenkrollen und Karabinern ein Flaschenzug. An den wurde die Schleifkorbtrage befestigt. Die wurde auf das Dach des Silos gezogen. Um so realitätsgetreu wie nur möglich den Ernstfall zu proben, wurde die Trage mit einer Übungspuppe beladen - 60 Kilogramm schwer. Gesteuert wurde das Abseilen durch die Mannschaft am Boden. Vorsichtig wurde dann mit dem Einsatz von Seilen die Trage vom Dach nach unten gelassen. Zentimeter für Zentimeter ging’s Richtung Erde, wobei die am Boden stehenden Rettungskräfte darauf zu achten hatten, dass die Trage mit dem „Verletzten“ nicht mit der Wand in Berührung kam. Denn das könnte Verletzungen verschlimmern und überdies für den Betroffenen schmerzhaft sein. Der zweite Teil der Übung wurde bei der Volksschule abgewickelt. Angenommen wurde der Fall, dass eine Rettungskraft aus einem brennenden Haus nicht mehr über die Treppe ins Freie gelangen kann. So bleibt eine Möglichkeit: An der Außenmauer entlang nach unten. Da sind dann Kletterkenntnisse gefragt. „Es kostet schon einige Überwindung, über das Geländer zu steigen und sich selbst, nur an einer Feuerwehrleine hängend, über fünf Meter tief abzuseilen“, stellt Georg Thalhofer anerkennend fest. Nach Abschluss des Trainings war Zufriedenheit auf allen Gesichtern abzulesen. „Da der Gerätesatz nur mit zwei Auffanggurten ausgestattet ist, kann nur in kleinen Gruppen geübt werden“, sagt Thalhofer. Für die Zukunft streben die Einsatzkräfte aus Illerberg/Thal gemeinsame Übungen mit anderen Feuerwehren an, die ebenfalls mit diesem Rettungssatz ausgerüstet sind.
Mit freundlicher Genehmigung der
Illertisser Zeitung
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